Eine 3D Digitalisierung von Kulturgütern kann Vorteile bieten und nachhaltiger sein

Kulturerbe Digital I 3D Digitalisierung von Kulturgut
Kulturerbe Digital I 3D Digitalisierung Kulturgüter

Die kulturelle Vergangenheit für die Zukunft bewahren

Die technischen Möglichkeiten zur Bewahrung und Verbesserung der Zugänglichkeit unseres kulturellen Erbes haben sich in den letzten Jahren radikal verändert. Welche Vorteile bringt das und welche Möglichkeiten eröffnen sich Kulturinstitutionen dadurch? In diesem Blog-Beitrag gehen wir genau dieser Frage nach:

Erhaltung fragiler Artefakte und historischer Stätten: Einer der Hauptvorteile der Digitalisierung liegt darin, fragile Kultur-Artefakte und historische Stätten als digitale Zwillinge mit ihrer gesamten Objektgeometrie dauerhaft zu sichern. Durch die digitale Erfassung des Bestandes einer Sammlung beispielsweise wird eine digitale Archivierung, Dokumentation und Inventarisierung in vielen Fällen überhaupt erst ermöglicht. Es geht aber nicht nur um einen leistungsstarken, hochauflösenden digitalen Zwilling, es geht auch um die Möglichkeit mittels moderner digitaler Technologie genaue Repliken von bedeutenden Artefakten, architektonischen Bauten und archäologischen Stätten zu erstellen. Dadurch wird sichergestellt, dass selbst wenn die Originale beschädigt oder verloren gehen, die Essenz und Bedeutung wichtiger Kulturobjekte oder Stätten für zukünftige Generationen bewahrt werden können.

Höhere Reichweite und barrierefreie Zugänglichkeit: Solche digitalen Vertreter unseres kulturellen Erbes haben die Möglichkeit, physische Grenzen zu überwinden und einem globalen Publikum zugänglich zu sein. Online-Plattformen, virtuelle Ausstellungen und digitale Archive werden in einem immer höheren Maße dazu beitragen, dass Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt, einen möglichst freien Zugang haben. So können kulturelle Schätze erkundet werden, die früher unerreichbar waren. Diese digitale Zugänglichkeit fördert Inklusion, Bildung und kulturellen Austausch und dadurch wiederum ein tieferes Verständnis und eine größere Wertschätzung für unsere eigenen Kulturgüter aber auch für ganz unterschiedliche Kulturen.

Kollaborative Forschung- und Erhaltung: Die Digitalisierung erleichtert kollaborative Forschungs- und Erhaltungsbemühungen von Experten, Wissenschaftlern und Institutionen weltweit. Über digitale Plattformen – denken wir etwa an die Deutsche Digitale Bibliothek in Berlin – können Daten geteilt, Erkenntnisse analysiert und gemeinsam an Projekten gearbeitet werden. Dies wird in den nächsten Jahren zu einem Quantensprung an Wissen, zu vielen neuen Entdeckungen und einem umfassenderen Verständnis des weltweiten kulturellen Erbes führen. Darüber hinaus unterstützen digitale Technologien Erhaltungsbemühungen, indem sie wertvolle Werkzeuge für Überwachung, Restaurierung und Erhaltungstechniken bereitstellen.

Belebung kultureller Erfahrungen: Die Digitalisierung haucht kulturellen Erfahrungen neues Leben ein, indem sie immersive und interaktive Begegnungen ermöglicht. Je freier der Zugang zu digitalen Kulturgütern, um so mehr Menschen können daran teilhaben. Virtual-Reality- (VR) und Augmented-Reality- (AR) Technologien Besuchern ermöglichen, historische Stätten, Museen und kulturelle Wahrzeichen auf dynamische und damit auf zeitgemäße Weise zu erkunden. Diese neue Art des kulturellen Erlebens wirkt emotional, wird breitere Zielgruppen ansprechen und bleibt in der Regel besser im Gedächtnis als dies bei der bei Betrachtung eines Objektes in einer Vitrine der Fall sein kann. Digitalisierte Objekte werden die Schul- und Museumspädagogik stark verändern – nicht nur im Bereich Kultur. Auch im Bereich Naturwissenschaften eröffnen sich hier neue Dimensionen.

Virtuelle Rekonstruktion und Visualisierung:  Bei stark beschädigten oder fragmentierten Artefakten und historischen Objekten kann die digitale Technologie genutzt werden, um eine virtuelle Rekonstruktion des ursprünglichen Objekts zu erstellen. Basierend auf Forschung, historischen Aufzeichnungen oder Vergleichsstücken – welche wiederum durch eine bessere digitale Vernetzung schneller und häufiger identifiziert werden können – kann eine digitale Rekonstruktion erstellt werden.

Neue Erkenntnisse durch Digitalisierung in hoher Qualität: Der Nutzen eines Digitalisats hängt erheblich von seiner Qualität ab. Ein dreidimensionales Digitalisat stellt wesentlich mehr Informationen zur Verfügung als eine Erfassung in 2D ermöglicht. Nicht nur dreidimensionale Kunstobjekte, Artefakte oder Kulturstätten können in 3D digitalisiert werden. Auch bei Gemälden oder schriftlichen Kulturgut wie zum Beispiel Bücher, aber auch Briefe oder Dokumente, bei denen eine Geometrie oder eine Art von Relief erfasst werden soll, kann eine 3D-Digitaliserung Vorteile bieten: Bei der Erfassung von Oberflächendetails durch die 3D-Digitalisierung können feinste Oberflächendetails erfasst und stark vergrößert werden, die als 2D-Datensatz nicht sichtbar wären. Dies ermöglicht es, Textur, Pinselstriche, Risse oder andere Alterungserscheinungen detailliert zu analysieren. Das betrifft alle Materialen. Bei Porzellan etwa entwickelt sich im Laufe der Alterung ein feines Liniennetz im Material, das sogenannte Krakelee, das auf diese Weise ideal erfasst werden kann.

Erhaltung des Originals: Durch die Erstellung eines hochauflösenden 3D-Modells kann das Originalobjekt geschützt und vor übermäßiger Handhabung oder Transportrisiken bewahrt werden. Museen und Institutionen können das 3D-Modell für die Forschung, Ausstellung oder Bildungszwecke verwenden, während das Original sicher im Lager oder in einer kontrollierten Umgebung unter besten konservatorischen Bedingungen aufbewahrt wird.

Virtuelle Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln:  3D-Digitalisierung bringt mehr Erkenntnis, denn sie ermöglicht allen Betrachtern, das Kunstwerk oder Artefakt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Dies bietet eine interaktive Erfahrung, bei der Nutzer das Objekt drehen, zoomen und Details genauer betrachten können. Es eröffnet neue Perspektiven und Einsichten in das Werk und ermöglicht eine tiefere Analyse.

Spielerisches Ausprobieren von mechanischen Funktionen oder beweglicher Teile eines Kulturgegenstandes: Immer wieder haben wir Objekte mit beweglichen Komponenten digitalisiert. So zum Beispiel mehrere Globen – wie etwa einen Schöner Globus aus dem Jahre 1515 oder zwei Coronelli-Globen aus dem späten 17. Jahrhundert. Wie bei den meisten Globen kann die Erdkugel um die sogenannte Erdachse gedreht werden. Diese Funktion konnte mittels unserem mehrstufigen 3D-Verfahren erfasst werden. Wir bauten die Anwendung dann selbstverständlich so, dass die Betrachter des fertigen 3D-Modells die Kugel selbst rotieren lassen können. Dieses selbstständige Ausprobieren erhöht die Wirkung eines solchen Exponates um ein Vielfaches, als ein statisches zweidimensionales Bild es erlauben würde.

Präzise Vermessung und Analyse:  Schon bei der Erfassung aber auch später mit Hilfe des 3D-Modells können genaue Messungen und Analysen durchgeführt werden, um beispielsweise Größenverhältnisse, Proportionen oder Oberflächeneigenschaften zu bestimmen. Dies ist besonders nützlich für kunsthistorische Studien, wissenschaftliche Forschung oder Restaurationsarbeiten.

 

 

Erstellung von Replikaten oder 3D-Drucken: Auf Grundlage eines hochauflösenden 3D-Modells können Replikate oder 3D-Drucke eines Kulturgegenstandes hergestellt werden. So kann eine physische Kopie erstellt und für Ausstellungszwecke verwendet werden, während das Original geschützt bleibt. So haben wir von fröbus Kulturerbe Digital die Kölner Rathauspropheten 3D digitalisiert und Replikate erstellt. Seit etwa 1430 zierten die acht Rathauspropheten den Sitz des Kölner Rats. Die hölzernen Figuren sollten mit ihren Spruchbändern die Obrigkeit an ihre Verpflichtungen gegenüber dem Gemeinwohl erinnern. Bis 2012 fanden die Rathauspropheten ihren Platz im Hansasaal des Kölner Rathauses, dann mussten sie jedoch das Rathaus verlassen und ins Museum Schnütgen umziehen. Der Grund: Die Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit der zentral beheizten Räume im Rathaus hätten den Erhalt der Skulpturen gefährdet. Klicken Sie einfach auf das Bild und Sie gelangen zum 3D-Viewer mit den digitalisierten Rathauspropheten.

Barrierefreie Veröffentlichung bzw. Ausstellung: Der Nutzen von Replikaten besteht nicht nur darin, die Originale zu schützen. Denken wir auch an barrierefreie Ausstellungen, bei denen blinde Menschen ein Objekt dreidimensional erfahren können. Im Neuen Museum in Berlin befindet sich in dem Raum mit der original Nofretete-Büste schon seit vielen Jahren eine solches Replikat. Dabei ist interessant, dass auch sehende Besucher, die aus Metall gefertigte Kopie gerne anfassen. So werden mehr Sinne angesprochen und das Erlebnis ist damit umfassender und nachhaltiger für den Betrachter.

Die 3D-Digitalisierung historischer Flachvorlagen eröffnet neue Möglichkeiten der Dokumentation, Analyse, Präsentation und Erhaltung von Kunstwerken. Wir erleben aktuell, wie der Einsatz von 3D-Verfahren es Forschern, Kuratoren, Restauratoren und dem Publikum ermöglicht, tiefere Einblicke in kulturell wertvolle Exponate und Objekte zu gewinnen und eine detaillierte Betrachtung zu erleben, die mit herkömmlichen 2D-Bildern nicht möglich wäre. Die Technik entwickelt sich rasant schnell. Wir fordern uns immer wieder selbst und arbeiten am Limit des technischen Fortschritts – teilweise unter Laborbedingungen. Aber das macht unsere Arbeit so spannend – jeden Tag aufs Neue.

Sie interessieren Sich für unsere Arbeit – klicken Sie hier um einen Einblick in unser Portfolio zu erhalten. Wenn Sie ein Digitalisierungsprojekt planen, würde wir uns sehr freuen, Sie beraten zu können.